Andrew Frassco war bis dato als Party-Löwe und Lebemann bekannt, und auch wenn er aufgrund einschneidender Veränderungen in seinem Leben 2020 nicht völlig wie ausgewechselt wirkt, pendelt er auf seinem neuen Album zwischen ernster Selbstbetrachtung bzw. Innenschau und überschwänglicher Feierstimmung im Sinne jenes "guten alten" Rock 'n' Roll, dem er sich seit Beginn seiner Karriere verschrieben hat.

Auf dem Vorgänger zu "Keep On Keepin' On" ("Change Of Pace"), der erst im Frühjahr 2019 über Fun Machine Records erschien, merkte man Frasco noch nicht an, dass es ihm seelisch eher suboptimal ging. In den aktuellen Songs beschreibt er nun jedoch einen Kampf gegen schwere Depressionen und möchte das Leiden ent-tabuisieren, was ihm mit zugleich anschaulichen und poetischen Texten gelingt.

Die Titel der Stücke stehen dabei im Grunde sehr anschaulich für den Inhalt: "Keep On Keepin' On" ist eine vertonte Durchhalteparole ('I've Got A Long Way To Go', 'Good Man', 'Better Day'), die Frascos von jeher zuversichtlich klingende Musik mit einem glaubwürdig melancholischen Unterton anreichert, und ebendies lässt sie bzw. ihn umso reifer erscheinen.

Wenn der Kalifornier die Platte als seine bisher ehrlichste bezeichnet und ihr eine selbsttherapeutische Funktion zumisst, meint man während des Hörens, dies nachvollziehen zu können. Kapital schlägt der Kalifornier ungeachtet der emotionalen Funktion des Materials nicht zuletzt auch aus seiner bestens aufeinander eingespielten Mannschaft, die seit 2007 zusammen ist und bislang fünf Studioalben veröffentlicht hat. Außerdem am Start sind praktisch die komplette Kris Lager Band inklusive Organist Jeremiah Weir und Tubist Matt Owen, die in mehreren Tracks bunte Farbtupfer setzen. Anspieltipps: 'Animals' und 'None of Those Things'.

FAZIT: So ist "Keep On Keepin' On" letzten Endes ein abwechslungsreiches und liebenswürdiges Stück Modern Blues Rock, mit dem sich Andy Frasco ein weiteres Mal als klasse Songwriter beweist und quasi nebenbei deutlich macht, dass jeder aus dem Tränental klettern kann, wenn er sich um eine gegen alle subjektiven Befindlichkeiten positive Einstellung zum Leben bemüht …Regisseur Gary Gulman sei Dank, der ihm eine psychologische Behandlung nahelegte und die begleitende Dokumentation “The Great Depresh?” drehte.